WOGG
Was ist Schweizer design?
Diese Frage stellen sich Mark Werder und Christophe Marchand nicht nur jungen Designern, die sich bei WOGG bewerben, sondern auch immer wieder sich selbst. Die Antwort darauf scheinen sie gefunden zu haben.
„Wir haben ein klares Ziel: wir wollen das perfekte Ergebnis. Zeit spielt dabei keine Rolle.“ Es ist nur eine von vielen Aussagen, mit denen Mark Werder, Sales Director und Mitinhaber von Wogg seinen Zuhörer überrascht. Seit 2019 lenken er und sein Partner und Chefdesigner Christophe Marchand die Geschicke des Unternehmens.
Durch einen Management Buyout haben sie es von den früheren Eigentümern übernommen. Mark Werder ist bereits seit 11 Jahren im Unternehmen, das 1983 von den Cousins Willi und Otto Gläser gegründet wurde. Ein Jahr später wurde die erste Kollektion beim Salone del Mobile in Mailand vorgestellt. Sie umfasste sieben Produkte, von denen heute noch vier, die Regale Lange und Wogg, der Tisch Eichenberger sowie der Kofferschrank, in der Kollektion sind. Auch eine andere Besonderheit wird bis heute beibehalten: sämtliche Produktnamen beginnen mit Wogg und sind durchnummeriert, beginnend bei Wogg 1 Regal Lange von Gerd Lange. 2013 erfolgte der Zusammenschluss der beiden Unternehmen Wogg und Glaeser Baden AG zur Glaeser Wogg AG. Noch heute wird ein wichtiger Anteil in den Werkstätten der Glaeser Baden AG produziert. Und mit der Übernahme durch Werder und Marchand wurde zur Wogg Furniture Ltd. umfirmiert.
„Ich vergleiche unsere Arbeit manchmal mit der von Starköchen.“
Mark Werder, Sales Director
Einen wichtigen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte von Wogg markierte die Entwicklung des Postformings. Bei diesem Verfahren wird eine Trägerplatte mit einer Kunststoffplatte ummantelt und verpresst. So entsteht ein Werkstoff, der statisch deutlich stabiler ist und dadurch besonders feine Konstruktionen erlaubt. Die Kanten sind abgerundet – was sie besonders ästhetisch wirken lässt – und gleichzeitig besser schützt. Diese Stilelemente sind prägend für die Formensprache von Wogg. Auch andere Innovationen wie das umlaufende Aluminiumprofil, die Wogg Verbundplatten 2001 oder das Textilschweißen ermöglichen den charakteristischen Look und die außergewöhnliche Funktionalität der Wogg-Kreationen.
„Ich vergleiche unsere Arbeit manchmal mit der von Starköchen“, sagt Mark Werder. „Es geht darum, aus den vorhandenen Zutaten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Sie bestimmen das Menü.“ Und tatsächlich versteht es Wogg meisterhaft, mit seinen Grundzutaten umzugehen. Das Unternehmen konzentriert sich dabei ganz auf die Entwicklung und den Vertrieb. Produziert wird dort, wo die beste Expertise für die jeweilige Aufgabenstellung zu finden ist. So verteilt sich die Produktion beinahe über die gesamte Schweiz. „Wir sind aber durchaus offen, auch über die Grenzen hinauszugehen, wenn es dem Ergebnis dient“, zeigt sich Mark Werder offen für Neues. „Wichtig ist nur, dass wir unseren Anspruch in Sachen absolute Qualität halten können. Und die wollen wir bei der Optik, in der Fertigung und bei der Funktionalität erreichen.“
„Wir machen keinen Unterschied zwischen Home und Office“, erklärt Christophe Marchand. „Es sind einfach Möbel und der Kunde bestimmt, wo er sie einsetzen möchte.“ Marchand, der früher für Alias und Zanotta arbeitete, hat viel neuen Schwung ins Unternehmen gebracht und als Professor ist er direkt an der Inspirationsquelle Universität vernetzt.
Wogg hat in seiner beinahe 40-jährigen Geschichte bereits zahlreiche Klassiker hervorgebracht und somit die Schweizer Designlandschaft entscheidend mitgeprägt. So etwa die Litfaßsäule von Hans Eichenberger, deren besonderes Know-how im Blechmantel steckt. Rund soll er nämlich sein und keinesfalls bauchig – eine riesige Herausforderung. Oder auch der Tisch von Eichenberger, der Stapelstuhl von Jörg Boner, der mit dem Red Dot Award ausgezeichnet wurde, oder der Schreibtisch von Christophe Marchand aus dem Jahr 2012. Und natürlich nicht zu vergessen das unvergleichliche Regalsystem, das mit gerade einmal 5 mm Stärke wohl zu den bemerkenswertesten seiner Art zählt.
Was aber ist nun Schweizer Design, fragen wir bei Mark Werder nach. Er schmunzelt, schaut sich im Showroom um, spielt den Ball elegant zurück und fragt: „Ja, was würden denn Sie auf diese Frage antworten?“ Ein geschickter Schachzug, um uns Österreicher aufs Glatteis zu führen. Wir wagen es dennoch: wahrscheinlich ist es eine Mischung aus dem zurückhaltenden, puristischen, klaren, manchmal etwas spröden aber auf jeden Fall freundlichen Charme der Schweiz, die sich gleichzeitig weltoffen, urban, modern und sehr selbstsicher zeigt. Mark Werder scheint mit der Antwort durchaus zufrieden zu sein, denn er nickt und streicht fast zärtlich über die Oberfläche von Wogg 37, den Armlehnsessel von Jörg Boner.