Hanno Schlögl
Galerie J. Widauer Foto: Markus Bstieler
Galerie im Taxispalais Foto: Margherita Spiluttini
Salzlager Hall, Kunsthalle Tirol Foto: Engel
Naturparkhaus Längenfeld Foto: Günter R. Wett
Wer Hanno Schlögls Atelier in der Innsbrucker Innenstadt aufsucht, findet sich anfangs in einem mit Fresken von Christoph Anton Mayr geschmückten Saal im mediterran anmutenden Palais Tannenberg-Enzenberg als Teil der „Belle Etage“ wieder, in der zur Zeit ein fünfköpfiges Team nach erfolgter Entwurfsfindung durch den Architekten unter Büroleiter Markus Danzl an der detailgenauen Ausarbeitung diverser Neu-, Zu- und Umbauten, mitunter auch in historischer Substanz wie z.B. der stufenweisen Sanierung und Revitalisierung des gesamten Tiroler Landhauskomplexes, arbeitet.
Für die Auswahl der hier gezeigten Projekte wagt Schlögl einen Blick zurück auf die Akademiejahre in Wien, wo neben dem Studium der Architektur sein Interesse an Malerei und Skulptur vertiefend geweckt wird, was sich 1967 in der letzten Semesterarbeit, dem Entwurf für ein Kunstmuseum niederschlägt. Unter den von ihm besuchten Museen erwähnt er mit Nachdruck das Museum Kröller-Müller in Otterloo (1938) und das Louisiana (1962) in Kopenhagen. Museen, die sich ihm mit ihrer schlichten Haltung und beeindruckenden Wechselwirkung zur umgebenden Natur nachhaltig in seine Erinnerung einprägen. Erst in späteren Jahren, am Beispiel des den Berliner Lustgarten stringent rahmenden Alten Museums (1830) von Carl Friedrich Schinkel mit der berühmten, innerhalb einer offenen Loggia situierten Treppenanlage, in dessen um die Rotunde angeordneten Räumen die Kunst neuatig ausgestellt wird, erkennt Schlögl die darin intendierte zeitlose Radikalität eines historischen Baus.
Neben sehr unterschiedlichen, in den vergangenen Jahrzehnten bearbeiteten Bauvorhaben bereiten ihm jene für die Kunst eine besondere Herausforderung. 1995 erhält er erstmalig einen den Künsten gewidmeten Auftrag für die Nutzbarmachung des heruntergekommenen Salzlagers zur Kunsthalle Tirol im stillgelegten Salinengelände in Hall. Gerade noch durch Halls Bürgermeister vor dem Abriss gerettet, entsteht durch Schlögls Revitalisierung eine von „charismatischer“ Atmosphäre getragene, durch neun Meter hohe, vom Salz stark kontaminierte Brecciesäulen geteilte Halle. Der umgeformte, vom Hauptgebäude durch ein breites Glasband getrennte niedrige Eingangstrakt mit schirmartigem „Betontisch“ als Decke stimmt in Maß und Struktur auf das „Salzlager“ ein. Mit den Interventionen war es Schlögl wichtig die richtige Abstimmung der Details auf den groben Charakter des Industriebaus zu finden. Inzwischen seiner ursprünglich zugedachten Funktion beraubt, finden darin unterschiedlichste Veranstaltungen wie z.B. Konzerte, Bälle, Tagungen u.a.m. statt.
Im ältesten Barockpalais von Innsbruck von Johann M. Gumpp d. Ä. galt es einen bestehenden Ausstellungsraum zur „Galerie im Taxispalais“ (1999), inzwischen „Taxis — palais Kunsthalle Tirol“, zu erweitern. Mit dem Einfall, den großen Saal unter das Hofniveau zu legen und mit einer ebenen Stahl-Glas-Konstruktion zu überdecken, gewinnt Schlögl 1997 den Architekturwettbewerb. Ein Teil des Foyers wird tiefergelegt und verbindet dieses mit dem Saal. An dessen Ostseite stößt eine Betonscheibe durch die Glasdecke nach oben in den Hofraum mit dem Ziel, die Fassade des benachbarten Landhauses aus der NS-Zeit partiell zu verdecken. Die Ausschachtung in Hof und Altbau erforderte komplexe statische Sicherungen der ursprünglich nicht unterkellerten Bereiche. Liesbeth Waechter-Böhm schreibt in architektur aktuell 226 1999: „Es ist kein lauter, kein spektakulärer Kraftakt, das würde der Persönlichkeit des Architekten widersprechen. Das Gewicht der Aussage ruht auf anderen Fundamenten. Gerade deshalb wird sich nicht nur ihre Langlebigkeit erweisen, sondern auch ihre Beispielhaftigkeit.“
In Johann Widauer findet Schlögl einen anspruchsvollen Auftraggeber, mit dem er in kritischem Dialog abgenützte Geschäftsräume in einem Innsbrucker Gründerzeithaus zu einer zeitgenössischen Galerie umfunktioniert, die 2005 mit dem New Yorker Konzeptkünstler Lawrence Weiner eröffnet.
Die Einbindung zeitgenössischer Kunst in die Architektur ist ein durchgängiges Anliegen bei Schlögl, Heinz Gappmayr, Martin Gostner, Peter Kogler, Eva Schlegel, Nikolaus Schletterer, Ernst Trawöger und Heimo Zobernig, seien hier stellvertretend genannt.
In den Kristallwelten Swarovski öffnet sich seit Jahren für das Büro ein spezielles Arbeitsfeld. Für die Gestaltung und Anpassung der ursprünglich von André Heller konzipierten Wunderkammern hinsichtlich wechselnder installativer Arbeiten international gefragter Künstler zeichnet das Büro Schlögl mitverantwortlich.
Dem stark skulpturalen Charakter früher Entwürfe verpflichtet scheint das Naturparkhaus in Längenfeld, das an Stelle von Kunst in seinen Räumen ein zeitgemäßes Format von Naturerfahrung jenseits üblicher touristischer Vermarktung bzw. musealer Konservierung vermittelt. Das über eine sanierte Brücke an die nahe gelegene Landstraße angebundene Besucherzentrum liegt im Bereich des ehemaligen „Längenfelder Bad’l“, einer schon im 16. Jh. bekannten Heilquelle, die hier entspringt. In der Zusammenschau von Schutzdamm, Wasser und Topografie des Grundstücks am Fuße eines schroffen Felshangs entwickelt Schlögl die Idee eines Hauses in Form einer künstlichen Felsformation aus Sichtbeton, deren waagrechte Bretterschalung einen zwischen Fels und Holz assoziierenden Eindruck hinterlässt. Verschiedene skulptural geformte Öffnungen und ein Wasserspeier strukturieren die Fassade. Über letzteren speist Niederschlagswasser des begrünten Daches einen kleinen Teich. Auffälligstes Zeichen ist jedoch eine um sechs Grad gekippte, horizontal geschlitzte Betonscheibe, die den überdachten Eingangsbereich markiert. Ein entlang des Baches angelegter „Erzählpfad“ ergänzt das Ausstellungsangebot.
Swarovski Kristallwelten, Wunderkammer „Eden” – Fredrikson Stallard Foto: Swarovski Kristallwelten
Galerie im Taxispalais Foto: Margherita Spiluttin
Peter Kogler im Büro Waagner-Biro Foto: Rupert Steiner