Auf ein Bier mit Frank Rettenbacher

Auf ein Bier mit 

Frank Rettenbacher

Bei anderem mag am Anfang das Wort stehen. Bei Frank Rettenbacher ist es der Stift. Er ist sein erstes Instrument, wenn er zu entwerfen beginnt. Und das hat bei ihm immer auch mit verwerfen zu tun. Skizzen machen, ändern, nochmals von vorne beginnen, um schließlich die spätere Lösung zu umkreisen. Wenn dann der Punkt erreicht ist, an dem die Skizze Form annimmt, die Idee auf dem Blatt Gestalt bekommt, dann ist der erste wichtige Schritt auf dem Weg zu einem neuen Produkt geschafft. Das andere Instrument im Leben von Frank Rettenbacher ist sein Cello. Es fordert ihn, aber es entspannt ihn auch. Das Musizieren lässt ihn innehalten, Ruhe finden und manchmal seine Designwelt für eine paar Augenblicke vergessen.

Das Studio von Frank Rettenbacher ist in einer ruhigen Wohnstraße. Ein unscheinbarer Eingang öffnet den Zutritt zu einer seiner beiden kreativen Schaffensplätze. Gemeinsam mit dem Künstler Rop van Mierlo teilt er sich hier ein Atelier, in dem die beiden aus ihren Ideen konkrete Produkte werden lassen. „Ich mag den Austausch mit Rop, auch wenn er als Maler ganz andere Dinge macht als ich“, erzählt Frank. Wobei auch über seinem Schreibtisch einige Portraits hängen, die er aus Spaß an der Freud´ von Freunden und Bekannten angefertigt hat. „Die sind inzwischen recht gefragt“, schmunzelt er stolz.

 

Das Zeichnen von Hand ist für ihn eine Passion. So entstehen alle seine Entwürfe erst in Form von Skizzen, die er immer detaillierter ausführt, am Ende sogar coloriert und erst dann am Computer als CAD-Daten reproduziert. „Das muss natürlich irgendwann sein, sonst bliebe es ja einfach nur ein Bild“, meint Frank. Neben seinen eigenen Arbeiten für renommierte Möbelmarken ist er auch als Chefdesigner verantwortlich für ein Team, das die Welt von Philips Consumer Electronics mit- und weiterentwickelt. „Wenn wir nur an Fernseher denken, wie sie sich verändert haben – dann sieht man sehr schnell, dass wir ständig in Bewegung bleiben müssen, um hier auch weiter den Ton anzugeben“, erzählt er von seiner Arbeit für den neuesten TV-Typen. Und er kann sich sogar vorstellen, dass künftig sogar der Schirm als solcher in seiner dominaten, sichtbaren Form verschwindet und sich transparent noch besser in den Wohnraum einfügt. „Darüber nachzudenken ist auf jeden Fall sehr reizvoll“, ergänzt er. Mit seinen beiden Erfahrungswelten kann er gut umgehen und verbindet sie wenn möglich sogar. Etwa wenn er neue Lautsprecherboxen designt und dabei Stoff von Kvadrat einsetzt.
Nach dem Bier im Studio geht´s raus in Richtung einer seiner Lieblingsbars. „Dort oben wohne ich übrigens“, sagt Frank und zeigt auf das Haus schräg gegenüber. Mit Frau und Kindern ist er richtig gut angekommen, hier in Amsterdam. „Es ist super hier zu leben. Viel Grün, entspannte Menschen, gute Schulen, tolle Möglichkeiten“, so sein Fazit. „Nur zum Skifahren ist es weit.“ Die Parallelstraße zu seiner Wohn- und Studiostraße ist das pure Gegenteil zur beschaulichen Ruhe. Ein Lokal reiht sich an das andere und in nur 500 Metern legt man gefühlt eine Reise quer durch die gesamte Welt der Kulinarik zurück. „Hier gibt´s super Ramen. Da drüben die besten Falafel der Stadt. Und hier esse ich manchmal Vietnamesisch“, schwärmt Frank. Wir ziehen nach einem Bier in der Bar Botanique weiter zum Abendessen.

 

Frank erzählt vom letzten Heimatbesuch bei den Eltern in Hard. Von seinem Bruder, der in einer Werbeagentur in Paris große, internationale Kunden betreut. Und von seiner Frau, die in Den Haag bei Eurojust, einer Agentur der EU für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen arbeitet. Trotz seines ziemlichen Arbeitspensums ist Frank ein Familienmensch. „Ich bin immer zuhause, wenn die Kinder abends von der Schule kommen, um mit ihnen zu essen und sie ins Bett zu bringen“, erzählt er. Oft geht es danach nochmals ins Studio. Viel zu viel hat der umtriebige Designer im Kopf, auch wenn er entspannt und ruhig wirkt. Auch für uns hat er sich viel Zeit genommen. Dafür ein herzliches Danke, Frank. Und Danke auch an Bruder Philippe Rettenbacher, der für uns diesen Treffen organisiert hat.