Das
Bruder
Einlegen, fermentieren und Butter spielen im Leben von Hubert Peter und Lucas Steindorfer täglich die Hauptrolle. Und dabei kommen traumhafte Kreationen heraus, die den beiden nicht nur eine außergewöhnliche Stellung unter all den Bars und Restaurants in Wien eingebracht haben, sondern auch den Respekt von Presse und Kollegen. Vor allem aber eine begeisterte Fangemeinde, die das „Bruder“ in der Windmühlgasse zu seiner Homebase auserkoren hat.
Wir haben die beiden in ihrem im Dezember 2020 eröffneten Verkaufslokal, dem „Bruder Markt“ im wunderschönen, barocken Raimundhof besucht, der die Windmühlgasse mit der Mariahilferstraße verbindet. Hier haben sie sich einen weiteren Traum erfüllt. „Ich wollte immerschon eine Weinhandlung aufsperren“, sagt Lucas zur Begrüßung. „Jetzt hat´s trotz Lockdown endlich geklappt. Und außerdem können wir hier prima unsere eigenen Produkte präsentieren. Die Kunden mögen´s.“ Wir auch.
In dem kleinen Gewölberaum gibt es einen großen Tresen, einen langen Tisch und ein Wandregal voller Köstlichkeiten. Neben verschiedenen selbst angesetzten Bränden gibt´s Salzzitronen, Chilisauce, Pilz-Salz und Vieles mehr, was gut und besonders ist. Den Hauptanteil des Regalplatzes haben aber Naturweine übernommen. „So konsequent wie wir bei den Zutaten für unsere eigenen Kreationen sind, so penibel suchen wir auch die Weine aus, die wir hier verkaufen und ausschenken“, erklärt Hubert. Viele kommen aus Österreich, der größere Anteil jedoch von Winzern aus Slowenien, Ungarn, der Tschechei, Serbien und auch Sizilien. „Mein Lieblingsurlaubsland“, gesteht Hubert. Mit dem heimischen Winzer Schmelzer haben die beiden den klassischen Doppler mit einer eigenen Abfüllung wieder zum Leben erweckt und einen „BROsecco“ abgefüllt.
Innovativ sind die beiden auch bei ihren Likören. Weißtanne wird ebenso angesetzt wie Heu aus Vorarlberg. Den Großteil ihrer Ballons befinden sich im benachbarten Lokal, das derzeit renoviert wird. Dort steht auch die neueste Errungenschaft: „Wir haben jetzt einen Häcksler gekauft, damit wir die Weißtannenäste nicht immer selbst schneiden müssen“, erzählen die beiden mit einem breiten Grinsen. In den Regalen hinter der Bar stehen die flüssigen Schätze, schön präsentiert in Glasballons, die in allen Farben schimmern. Aus ihnen kreiert Hubert Peter ganz besondere Drinks.
Das ist dann zum Beispiel ein Whiskydrink mit Speck, Sauerkirsche und Wermutkraut. Oder ein Spargel-Holunder-Mix, der mit Kerbel aufgepeppt wird. Für seine besonderen Kreationen wird Hubert auch von anderen Häusern gerne engagiert, um für sie Signature-Drinks zu entwerfen.
Lieber werkelt er aber mit „Bruder“ Lucas hier im Bruder. „Nein, natürlich sind wir keine echten Brüder. Nur im Geiste, aber das reichte, um daraus unseren Namen zu machen“, erklärt Lucas. Sein leiblicher Bruder ist dennoch mit von der Partie. Er ist der kreative Mastermind hinter Namen wie „Kopf oder Zahl“, „Du bluffst doch“ oder „Wermutlich“.
Lucas, der Küchenchef und Koch, zeigt uns noch sein Reich, die Küche. Hier steht ein riesiger Holztisch direkt gegenüber des Küchenblocks. „Normalerweise geht’s hier richtig ab“, erklärt er. „Wir kochen, die Leute schauen zu, machen Party und wir sind mittendrin.“ Kann man sich gut vorstellen. Heute aber leider nicht. Und so trinken wir unseren sizilianischen Naturwein aus, verabschieden uns und machen uns auf den Weg zurück zum Brillantengrund.