Die Frau hinter
den Leuchten
Anna Claudia Strolz ist ein Energiebündel. Sie versprüht Schaffensdrang, Optimismus und gute Laune. Und sie hat viel zu erzählen über die letzten acht Jahre ihres Lebens – zurecht, denn es hat sich viel getan. Vielleicht sogar mehr, als sie sich selbst damals vorgestellt hatte, als sie die ersten Pläne für ihre Selbständigkeit schmiedete.
2012 hat sie begonnen, Lampenschirme zu designen und zu fertigen. Und weil ein Schirm auch eine Leuchte braucht, hat sie die gleich mit dazu entwickelt. Und zwar nach strengen Qualitätskriterien, denen sie bis heute treu bleibt. „Für mich war klar, dass ich kein gewöhnliches Metallgestell wollte. Es sollte Messing sein, den das unterscheidet schon mal von den industriell gefertigten Leuchten“, erklärt sie uns in ihrem Showroom in Bregenz. „Messing kann man nämlich nur löten, was es für Großauflagen uninteressant macht“, führt sie weiter aus. Ein weiteres Detail ihrer Leuchten ist die Fassung. Auch die ist nicht aus billigem Kunststoff, sondern aus Metall. Die Kabel sind Textilkabel und so fügt sich alles zu einer perfekten Basis für ihre Lampenschirme zusammen.
Gemeinsam mit Figer Metall, Greussing Holz und Strolz Elektro begann sie so ihre ersten Produkte herzustellen. Und noch heute ist das Wälder Trio ihre Produktionsbasis. Die Schirme fertigt sie mit einem kleinen Team von Hand. Ihre Designs entstehen nach Lust und Laune. Oder durch zufällige Entdeckungen und Gelegenheiten. Wie etwa jene Kollektion mit Stoffen von Tone Fink, die sie von Otten Textil kaufen konnte. Oder die Edition mit Motiven von Leopold Fetz, die sie gemeinsam mit dem Textildruckmuseum anfertigte und wo sie von jedem verkauften Schirm 200,–Euro für Flüchtlinge in Vorarlberg spendet. Zu Beginn waren natürlich die Juppen-Schirme, die der Bregenzerwälder Tracht nachempfunden sind und die bis heute der Verkaufsschlager von Anna- Claudia Strolz sind. „Als Wälderin freue ich mich natürlich besonders, dass genau diese Schirme so gefragt sind“, sagt Frau Strolz mit Stolz.
Der Wettbewerb Handwerk + Form, der alle zwei Jahre vom Werkraum Bregenzerwald ausgeschrieben wird, bescherte ihr 2018 indirekt ein weiteres Highlight. Auf der Suche nach einer besonderen Idee für die Einreichung schrieb sie eines Abends einen Zweizeiler an einen der international wohl erfolgreichsten und gefragtesten Designer, an Matteo Thun. Sie fragte ihn ganz unverblümt, ob er nicht Lust hätte, mit ihr gemeinsam eine Leuchte für den Wettbewerb zu entwickeln. Zwei Wochen später rief seine Frau, eine gebürtige Bregenzerin, bei ihr an. Sie war offensichtlich inkognito in ihrem Geschäft und von den Schirmen so angetan, dass sie ihren Gatten davon überzeugte, Anna-Claudia nach Mailand einzuladen. Das gesamte Designteam von Matteo Thun samt ihm selbst waren bei der Besprechung anwesend, was doch „für einigermaßen Puls“ bei Anna-Claudia sorgte, wie sie immer noch leicht aufgeregt erzählt.
Zwei Wochen später kamen sechs Entwürfe von Thun, von denen einer heute bei ihr im Geschäft zu bewundern ist: Die Leuchte Brera war geboren. Natürlich nicht ohne diverse Schwierigkeiten zu überwinden. Wie zum Beispiel die Lackierung, die erst mit einem Autolackierer entwickelt und heute von Alcolor umgesetzt wird. Oder ein spezielles Konstruktionsdetail, bei dem Cousin Christian Beer half. Pikanterweise fand die Leuchte beim Werkraum-Wettbewerb kaum Beachtung. Umso schöner, dass sie heute weit über die Grenzen Vorarlbergs hinaus gefragt ist. „Das Schönste war für mich bei der ganzen Zusammenarbeit ein gemeinsamer Mittagstermin mit Matteo und seiner Frau in deren Privatdomizil in St. Moritz. Entgegen allen Erwartungen saßen wir nämlich bis zum frühen Abend und das war schon eine tolle Bestätigung für mich, dass wir nicht nur ein schönes Projekt zusammen umgesetzt hatten, sondern auch eine persönliche Beziehung entstanden ist“, erzählt Anna Claudia.
Zwischen einer und zweieinhalb Stunden braucht sie, um einen Schirm zu nähen – je nach Stoff, Größe und Machart. Dafür hat sie in ihrem Geschäft einen separaten Arbeitsplatz eingerichtet. „Die Leute sollen ruhig sehen, wie anspruchsvoll das ist“, erklärt sie. „Dann bekommen sie ganz einen anderen Bezug zum Produkt und erkennen die Wertigkeit unserer Arbeit.“ Um die Leuchten auch so zu präsentieren, wie sie in den meisten Fällen zum Einsatz kommen, hat sie eigens eine Dunkelkammer eingerichtet. „Man muss sehen, wie das Licht sich ausbreitet, wenn man abends die Leuchte zuhause einschaltet.“ Stimmt. Warum ist da noch kein anderes Leuchtengeschäft draufgekommen? Und so ist auch das ein kleines, feines Detail, das Anna-Claudia Strolz und ihre Leuchten eben von anderen unterscheidet. Wir sind gespannt, welchen Coup sie als nächstes landen wird.