Atelier Vierkant

Atelier 

Vierkant

Die Pflanze geht, der Topf bleibt. Was Willy Janssens so ganz nebenbei sagt, ist die wohl beste Begründung, warum die Pflanzgefäße von Atelier Vierkant nicht nur ihren Preis wert sind, sondern in keinem Garten und auf keiner Terrasse fehlen sollten:
Sie sind nicht einfach nur ein Funktionsmöbel, das die darin gesetzte Pflanze umrahmt, sondern sie sind Kunstwerke, die unter Umständen auch als Heimat für Pflanzen verwendet werden können. Aber eigentlich sind sie viel zu schade, um von ihnen abzulenken. Und wie besonders sie sind, durften wir beim Rundgang durch die Produktion in Ostende erfahren.

 

Schon in der vorbereitenden Videokonferenz mit Dries, einem der drei Söhne von Willy und Annette Janssens, ist klar: Herzlichkeit, Offenheit und Leidenschaft sind drei der wesentlichen Säulen, die bei Atelier Vierkant zur DNA gehören. Genauso geht es weiter, als wir am Freitag in der Früh um 8.00 Uhr in sein Büro kommen. „Meine Eltern kommen gleich, sie wollen euch unbedingt rundum führen“, begrüßt uns Dries. Und kurz darauf kommen die beiden dazu. Sofort übernimmt Willy den Part des Gastgebers und Conferenciers. Er ist ein begnadeter Erzähler und Unterhalter. Und mit jedem Satz spürt man den Stolz auf das, was seine Familie – und zu der gehört die gesamte Belegschaft, nicht nur seine Frau und die drei Söhne – geschaffen hat.

 

„Die ersten zehn Jahre haben wir nichts verdient. Da war ich froh, dass meine Frau an der Kunsthochschule unterrichtet und uns über Wasser gehalten hat“, erzählt Willy ohne Scheu und schaut seine Annette bewundernd aus dem Augenwinkel an. 45 Jahre sind die beiden verheiratet. 35 Jahre gibt es Atelier Vierkant. Und täglich beschäftigen sich die beiden noch immer mit ihren Tonobjekten. Annette ist die Designerin, die seit ein paar Jahren mit Stephanie eine kompetente und ebenbürtige Mitstreiterin hat. Beide haben Grafikdesign und Kunst studiert und über ihren Tisch, oder besser gesagt durch ihr Atelier, geht jeder einzelne Entwurf.

 

Wir machen uns auf den Weg in die Produktion. Drei Straßen gibt es davon, die alle identisch aufgebaut sind. Erste Station sind die großen Formen, in die von Hand der Ton eingebracht wird. „So entstehen die Gefäße“, erklärt Willy. Ungefähr eines in 60 bis 90 Minuten, je nach Größe. Dann wird sanft mit Luft vorgetrocknet, bis die Form heruntergenommen werden kann. Zweite Station ist die ebenfalls händische Oberflächenmodellierung. „Hier kommen die unterschiedlichen Strukturen und Muster drauf“, so Willy. Danach geht es in die Trockenkammern, für ein bis zwei Wochen. Dann geht´s ab in den Ofen, für 3 Tage. Gebrannt wird bei rund 1.500 Grad, dann langsam abkühlen und „raus in den Warteraum“, wie Willy das Freiluftlager bezeichnet.

 

Dann wird verpackt und verschickt. Und zwar in die ganze Welt. An Lieschen Müller genauso wie an Kim Kardashian, Philippe Arnaud oder den Scheich von Doha, der gerade 1.500 Töpfe bestellt hat. „Die nächsten Monate sind wir komplett ausgebucht“, erzählt Willy. „Aber Überstunden gibt es bei uns trotzdem nicht.“ Da sind die Janssens strikt. Vielleicht weil sie selbst so ausgewiesene Familienmenschen sind. Und Philantropen, die eben auch auf ihr Team schauen.

 

Darum ist täglich um 16.30 Uhr Schluss. Mütter, die Teilzeit arbeiten wegen der Kinder, arbeiten jede Woche 2 Stunden über Plan, dafür haben sie in den Ferien einfach frei. „Die Leute sollen Zeit zum Leben haben“, ist die einfache Begründung. Und so wie die Töpfe ihre Zeit brauchen, so müssen eben die Kunden auch Zeit investieren, oder besser gesagt Geduld. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. So wird gerade der Bau eines neuen Showrooms gestartet, um die Welt von Atelier Vierkant noch besser zeigen zu können – inklusive Materialkunde und Erlebniswelt. „Im September wird eröffnet“, sagt Dries. Neben den Pflanzgefäßen gibt es Schalen, Sitzmöbel und Steine. „Die sind einfach nur schön“, sagt Willy und lacht. „Einfach in den Garten legen, anschauen und genießen. Aber man kann auch draufsitzen, wenn man will.“ Natürlich werden die Designs oft kopiert. Aber auch das ist für die Janssens kein Thema. „Wenn Dinge schön sind, ist es gut, wenn sie kopiert werden“, erklärt uns Willy. Wir schauen uns an und ziehen innerlich den Hut vor so viel Gelassenheit und Klugheit.

 

Zurück im Büro verabschieden sich Annette und Stephanie. Sie haben zu tun, in ihrem Atelier. Dort experimentieren sie gerade mit neuen Farben. „Ausprobieren, verwerfen, nochmals machen“, sagt Annette. „Das ist unsere Arbeit. Und manchmal muss man den Kopf ausschalten und mit den Händen denken.“ Es scheint so, als würde die Arbeit mit Ton extrem erden. Die ganze Familie Janssens ist so was von positiv, ruhig und empathisch, dass man am liebsten hierbleiben würde, um herauszufinden, ob es am Material liegt. Leider müssen wir auf die Autobahn, retour nach Hause.

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