Foscarini

Foscarini 
So frei wie
das Licht selbst

FOSCARINI bezeichnet sich als Produzent hochwertiger Leuchten, nicht jedoch als Hersteller. was häufig in ein und denselben Topf geworfen wird, macht in diesem Fall jedoch einen signifikanten Unterschied.

 

„Freiheit.“ So kurz und simpel die Antwort von Carlo Urbinati scheinen mag, so weitreichend ist sie für ihn und sein Unternehmen. Die Frage dazu war, was er als wichtigstes Asset von Foscarini bezeichnen würde. Wir haben den Chef des international hochangesehenen und erfolgreichen Leuchtenproduzenten am Hauptsitz des Unternehmens, in Marcon nördlich von Venedig getroffen.

 

Schlicht, ästhetisch, von hoher Qualität – so empfängt uns das Gebäude. Der Showroom ist offen, hell und gibt den Blick auf den Innenhof frei, wo normalerweise ein großes Wasserbassin ist. „Wegen der allgemeinen Wasserknappheit haben wir entschieden, für den Moment auf das wertvolle Nass zu verzichten“, erklärt uns der Chef. Aber kommen wir zurück zur Freiheit und was Carlo Urbinati damit meint. „Wir haben seit jeher unseren Fokus auf dem Design. Da ist es essentiell, sich nicht von den Möglichkeiten in der Produktion einschränken zu lassen.“ Soll heißen: Wenn es eine Idee gibt, wird diese erst zur absoluten Perfektion gebracht, bevor über die Frage nachgedacht wird, wie die Leuchte am Ende produziert werden kann. „Wir haben noch für jede Anforderung jemanden gefunden, der sie lösen kann“, so Carlo Urbinati. Und er meint mit einem Schmunzeln: „Natürlich produzieren wir Probleme, aber wir lösen sie auch.“

 

Die selbe Freiheit nimmt sich das Unternehmen auch bei der Entscheidung, was in die Kollektion kommt und was nicht.

 

„Da sind wir sehr, sehr streng“, sagt der Chef. Es gibt weder einen Kriterienkatolog noch eine Checkliste. „Es ist eine zutiefst emotionale Entscheidung. Wir wollen berührt, überrascht werden.“ Oft braucht es für ein Ja viel Mut. Weil der Entwurf besonders gewagt ist. Weil völlig unklar ist, wie die Umsetzung am Ende gelingen soll. Oder weil der Vertrieb nicht überzeugt ist, dass sich die Leuchte verkaufen lässt. „Das spornt mich dann umso mehr an, das Projekte weiterzutreiben und es erfolgreich zu machen“, sagt Carlo Urbinati mit einem Zwinkern in Richtung des Sales Managers, der mit am Tisch sitzt. Die Arbeit an solchen Prototypen kann sich mitunter schon auch über Jahre ziehen.

 

Carlo Urbinati erzählt von einem Designer, der mit einer Idee zu Foscarini kam. „Sie war gut, aber ich habe ihm gesagt: Das geht noch besser und ich bin sicher, dir wird einfallen wie.“ Nach einem Jahr Arbeit, unzähligen Runden und zahlreichen verworfenen Anpassungen war die Leuchte fertig. „Und der Designer sagte zu mir: Ich hätte nie gedacht, dass es so gut werden kann“, berichtet er voller Stolz.

 

Gefordert sind auch die Hersteller der Leuchten, die alle im Umkreis um Marcon zu finden sind. Die Nähe ist wichtig, wenn man derart komplexe Aufgaben zu lösen hat. „Für uns wird es dann besonders interessant“, erzählt Carlo Urbinati, „wenn ein Hersteller uns sagt: Das geht nicht.“ Und schon sehr oft ist aus einer solchen Situation nicht nur für Foscarini etwas Außergewöhnliches entstanden, sondern auch für die Handwerksbetriebe. Eines dieser Beispiele ist die kleine Firma CREA, die von Giovanni Picinelli gegründet wurde und die auf die Herstellung von Betonelementen spezialisiert war. Als das Geschäft einbrach, gab Picinelli beinahe auf, begann Vasen herzustellen und sich auf Kleinteile aus Beton zu spezialisieren. Die Zusammenarbeit mit Foscarini begann, als der Entwurf von Aplomb im Hause fertig war – die Leuchte mit einem Reflektor aus Beton, ein Entwurf von Lucidi und Pevere. Picinelli lernte von einem kleinen Produzenten in Bergamo, wie Beton im Gußverfahren verarbeitet werden kann. Er baute Formen, experimentierte und schaffte es schließlich, die Aplomb herzustellen – nach rund 300 Versuchen! Heute ist CREA ausgewiesener Spezialist für Gussformen und Betongießen.

 

Diese und viele andere Geschichten – von den Glasbläsern, dem Bootsbauer oder den Frauen, die perfekt mit Fiberglas umgehen – hat Foscarini in einem wunderbaren Buch zusammengefasst, das viel über die Philosophie des Unternehmens und die Wertschätzung gegenüber exzellentem Handwerk erzählt.

 

Es ist nie der einfache Weg, den Foscarini geht. Aber er ist konsequent der Qualität, dem Design und dem Handwerk verschrieben. „Nicht allen gefällt, was wir machen. Und das ist gut so“, formuliert Carlo Urbinati ohne Koketterie und Arroganz diesen Mindset. „Liebe auf den ersten Blick, das muss es bei den Kunden sein“. Ist der Anspruch, gepaart mit der Frage an sich selbst: Mag ich es? „Wenn wir dazu Ja sagen können, dann wird es ein Projekt“, so der Chef, der seit 41 Jahren im Unternehmen ist, es von Grund auf mitaufgebaut, vom kleinen Leuchtenhersteller in Murano zum international erfolgreichen Top-Player entwickelt hat. Seine Sicherheit, sein Charisma, seine klare Philosophie und seine präzise formulierten Überzeugungen sind wohl auch die Zutaten dafür, noch viel mehr zu erreichen.