Madera customz

Madera Customz
Surfboardbauer

Mirko ist eine Mischung aus Aussteiger, Freak und tiefenentspanntem Handwerker. Man hat das Gefühl, dass ihn nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Seine

Profession ist zwar das Tischlerhandwerk. Seine Passion aber das Surfen. Wie er beides verbindet, hat er uns in der Werkstatt und am Strand erzählt.

 

 

Es ist unser erster Morgen in San Sebastian. Die Nacht war kurz – ausnahmsweise aber nicht, weil wir um die Häuser gezogen sind, sondern weil wir erst spät abends via Bilbao

und Mietauto angekommen sind. Zum Glück hat uns Mirko gleich mit einem starken Kaffee empfangen. Seine Tischlerwerkstatt ist außerhalb des Zentrums, in einem kleinen Industriegebiet. Das gelb gestrichene

Tor sticht aus der Hallenwand heraus,

dennoch würde man nicht vermuten, dass hier die Werkstatt von „Madera Customz“ zu finden ist.

 

Hier baut Mirko Sebastian Stränger aus dem Ruhrpott seit rund 2 Jahren Surfboards. Eigentlich ist er ja gelernter Tischler. In Essen hat er die Meisterschule absolviert. Gleich danach zog es ihn hinaus in die weite

Welt. Zunächst immer für drei Monate, die er in Kalifornien verbrachte, wo er „unter anderem auch Palmen ausgegraben und versetzt hat“, wie er uns erzählt. Nach vielen Urlauben an der Atlanktikküste in Frankreich hat er im Golden State endgültig seine Liebe zum Surfen gefunden. Später ging er für drei Jahre nach Costa Rica. Zurück in Europa hat es ihn nach Barcelona

verschlagen, wo er auch seine Frau, eine Argentinierin, die dort urlaubte, kennengelernt hat. Tochter Gretel ist schlussendlich verantwortlich dafür, dass die Familie in San Sebstian gelandet ist. „Ich habe mich

irgendwann nicht mehr wohlgefühlt bei dem Gedanken, dass sie in Barcelona aufwachsen soll“, erzählt Mirko. „Es ist eine große Stadt mit vielen nicht so tollen Ecken. Da ist es hier schon viel, viel besser“, sagt er.

 

In der Tischlerei arbeitet er mit einem

Freund gemeinsam für unterschiedliche Kunden. Die beiden fertigen Einzelstücke genauso, wie ganze Ladeneinrichtungen. „Das hier unten kennt ihr wahrscheinlich. Drum gehen wir jetzt rauf zu meinen Brettern“, sagt Mirko und klettert voran eine steile Treppe hinauf auf die offene Galerie, in seine Parallelwelt. „Ich hab ja schon in Essen im Keller Boards gebaut, aber hier macht das natürlich gleich mehr Sinn und Spaß“, erzählt er. Seine Augen lachen, er ist

entspannt und man spürt sofort die Liebe zu dieser Arbeit. Fast zärtlich streicht er über das Holz des halbfertigen Boards, das auf zwei Böcken liegt und darauf wartet, weiter

in Form geschliffen zu werden. „Am liebsten verwende ich Paulovnia, ein besonders leichtes Holz. Daraus entsteht das Innenskelett, das für den Auftrieb sorgt und die Basis für das Board ist“, erklärt uns Mirko den Aufbau. Die andere Variante ist, das

Board aus Polyurethan aufzubauen. Aber natürlich ist dem Tischler das Holz näher. 

 

Die Form bekommen die Boards durch das Schleifen. Das erledigt Mirko von Hand, mit Augenmaß, viel Gefühl und der jahrelangen Erfahrung. „Dann kommt noch der Deckel drauf“, erklärt er den nächsten Arbeitsschritt.

Nochmals schleifen, lackieren und fertig ist das Brett. Die Finne ist entweder fix verbaut oder kann in einen Schacht eingesteckt werden. „Das ist besser für den Transport, aber die eingebaute ist die puristischere

Variante“, schmunzelt Mirko. Die macht er übrigens gerne aus Treibholz, das er am Strand findet.

 

Während er arbeitet und erzählt lachen seine Augen. Man sieht ihm die Begeisterung und Leidenschaft an. Etwa eine Woche braucht er für ein Board. Und es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die sehr gut sind. „Ja, es kommen immer mehr Kunden“, erzählt er stolz und ergänzt: „Man kennt mich halt auch vom Strand.“ Ein gutes Stichwort – ab an die Playa de Zurriola. Wir finden, es ist saukalt. Mirko meint: „Geht schon, ich hab ja Neopren.“ Sagt er, geht zum VW-Bus, zieht sich um und kommt mit dem Board unterm Arm zu uns an den Strand. Worauf er schaut, wenn er ins Wasser geht, wollen wir wissen. Das

sei schwer zu sagen, so die kryptische Antwort. „Der Surfer an sich ist ja kein schlauer Mensch“, meint er ergänzend, „er geht immer dorthin, wo andere schon sind. Das mach ich weniger.“

 

Also, ab ins Wasser. Die Wellen sind eher moderat. Aber mit dem langen Board geht es dennoch. Es hat mehr Auftrieb, ist dafür weniger wendig. „Meine Heroes sind natürlich die mit den dünnen Boards ohne Finne“, ruft

Mirko noch, bevor er sich ins Wasser wirft. Wir sind froh, dass wir nicht hinein müssen und beobachten die zahlreichen Surfer, die sich weit draußen um die beste Welle matchen.

Dann padelt Mirko los, rauf auf den

Kamm, steht auf und gleitet Richtung Ufer. Im Sommer ist er jeden Tag um 6.00 Uhr hier. Im Winter etwas weniger. „Aber ohne geht nicht, dazu hat mich das Fieber schon zu fest gepackt“, grinst er. Für uns ist es Zeit

zu gehen. „Ich bleib noch etwas“, sagt Mirko zum Abschied und rennt Richtung Wasser.

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