Tanja Grandits

Tanja Grandits

Königin der Farben
Und Aromen

Nach ihrem Abitur und Kochlehre in der Traube Tonbach in Baiersbronn, verließ Tanja Grandits ihre süddeutsche Heimat und machte sich auf nach London. Während gut zwei Jahren im Claridge’s sammelte Tanja Grandits viele wertvolle Erfahrungen, um mit besten Referenzen im Gepäck nach Südfrankreich weiter zu ziehen. Im „Château de Montcaud“ in Bagnols-sur-Cèze hatte Tanja Grandits die Gelegenheit, das Gelernte zu verfeinern und im täglichen Einsatz entwickelte sie mehr und mehr ihren eigenen Stil. 2001 zog Tanja Grandits weg von Südfrankreich und schon bald in die Küche ihres ersten eigenen Restaurants, dem „Thurtal“ in Eschikofen (Thurgau, Schweiz).

 

Fleiß und Kreativität zahlten sich aus und bereits 2006 wurde Tanja Grandits vom Gault Millau als „Köchin des Jahres“ und mit 16 Punkten ausgezeichnet. Noch einmal packte Tanja Grandits die Rezepte ein, diesmal zog es sie in die Nordwestschweiz. Seit 2008 ist Tanja Grandits Chef des legendären „Stucki“ in Basel. Dort pflegt sie ihren unverwechselbaren Stil, inszeniert zielsicher mit Farben und Gewürzen ihre einmaligen Gerichte und wurde dafür mit 2 Sternen im Guide Michelin belohnt. Tanja, wie ihre rund 30 Mitarbeitenden sie kollegial nennen, erhielt die Auszeichnung „Koch des Jahres 2014“ und ist von Gault Millau mit 18 Punkten bewertet.

 

Sie ist definitiv im Kreis der Schweizer Spitzenköche angekommen und genießt auch international großes Renommée.

 

Wenn man Tanja Grandits mit einem Wort beschreiben müsste, wäre dies wohl „Freude“. Und wenn man das Charakteristische an ihrem Essen in einem Wort festmachen müsste, dann wäre es wohl auch „Freude“. Insofern erlebt man ein stimmiges, sympathisches und beglückendes Gesamtpaket, wenn man das Stucki in Basel besucht. Aber beginnen wir am Anfang.

 

Im Wohnviertel Bruderholz, etwas außerhalb des Basler Zentrums, steht ein durchaus beeindruckendes, fast herrschaftliches Gebäude, inmitten von Einfamilienhäusern und einer kleinen Wohnanlage. Es hebt sich nicht nur optisch von seiner Umgebung ab, sondern vor allem dadurch, dass hier eines der besten Restaurants der Schweiz beheimatet ist: das Stucki. Das Haus hat Geschichte, die man auf den ersten Blick sieht und spürt. Über eine breite Treppe geht es hinauf zum Eingang und auf die Gartenebene. „Mehr als 1.000 Setzlinge haben wir hier gepflanzt“, erzählt uns später Marco Böhler, der Küchenchef des Stucki. Er empfängt uns gemeinsam mit Hilal Büyükiskilip, der Assistentin von Tanja Grandits. Beide arbeiten schon einige Jahre hier und sind ein Teil der Stucki-Familie.

 

Das Restaurant empfängt mit warmen, erdigen Farbtönen, einer schlichten aber sehr gekonnten Dekoration, hochwertigen Materialien und einer absoluten Wohlfühlatmosphäre. Der Mâitre, Grégory Rohmer poliert noch das Besteck und seine Mitarbeiterinnen bereiten die Tische für das Mittagsgeschäft vor. Marco und Hilal erzählen uns von der Geschichte des Hauses, das seinen Namen von Hans Stucki hat. 2008 wurde es von Tanja Grandits und ihrem Mann René Graf übernommen. Und seither ist es aus der Schweizer Gourmetszene nicht mehr wegzudenken. Marco führt uns durchs Haus. Im Kellergeschoss waltet Julien Duvernay seines Amtes. Der Chef-Pâtissier spritzt grade die Butter für den Mittag auf – mit Bergamotte und Fleur de Sel. Weiter hinten wird frisches Gemüse angeliefert. Das Meiste stammt aus der Umgebung oder zumindest aus der Schweiz, wie die speziellen Graubündner Kartoffeln, die besonders schmackhaft sind und von zwei absoluten Freaks angebaut werden, erzählt Marco Böhler.

 

Im Weinkeller sind nicht mehr ganz so viele teure Flaschen wie früher. „Das hat sich geändert. Man trinkt lieber einen guten, etwas preiswerteren Wein, dafür vielleicht eine zweite Flasche“, erklärt er. Noch ein Blick in den Lagerraum für Fleisch und Kühlwaren. Und dann geht’s hinauf in die Küche. Hier empfängt uns eine strahlende Hausherrin, ganz in Schwarz gekleidet, die gerade Ingwer für einen Tee schneidet. „Eigentlich sollte ich lieber zu Hause sein heute. Die Verkühlung plagt mich. Aber ich wollte das Treffen nicht absagen und freue mich jetzt, dass ihr hier seid“, sagt sie. Das meint sie auch so und sofort fühlt man sich wohl. Dazu tragen auch die Blumen bei, die am Rande der Arbeitsfläche stehen, auf der angerichtet wird. Und der kleine Luftverdunster, der einen angenehmen Duft nach Geranium und Citronella verströmt.

 

Es ist einfach mit Tanja Grandits zu plaudern. Sofort erzählt sie von ihrem Team, wie wichtig ihr Harmonie ist, wie gerne sie alles im Griff hat, nach Plan vorgeht und wieviel Freude ihr das Kochen jeden Tag macht. Dabei hackt sie Rosmarin für ihren Tee und kümmert sich zwischendurch schnell um ihre Tochter. Es ist ruhig in der Küche. Keinerlei Hektik, obwohl es bereits auf Mittag zugeht. Das frische Brot aus der eigenen Bäckerei wird geliefert, letzte Infos zur Mittagskarte werden ausgetauscht und das Personal kommt nach und nach in die Küche, um noch schnell etwas zu essen, bevor es dann losgeht.

 
Es gibt Falafel, Gemüse und Kartoffeln. „Es ist wichtig, dass die Leute gutes Essen bekommen. Schließlich sollen sie ja auch etwas Gutes für unsere Gäste zubereiten“, sagt Tanja Grandits. Sie kümmert sich um ihr Team und fördert es. So hat sie beispielsweise sehr bald das große Potenzial von Pâtissier Julien Duvernay erkannt, der anfangs nur klassisch französische Desserts machte. Sie hat ihm vorgeschlagen, doch mal andere Aromen mit einzubauen, Kombinationen von süß und salzig zu machen. Und schließlich hat er sich überzeugen lassen, was ihm unter anderem die Auszeichnung „Pâtissier des Jahres 2018“ von Gault Millau einbrachte.

Der Tee ist inzwischen angesetzt. Das Mittagsgeschäft beginnt und wir werden ins Restaurant gebeten, um die Kreationen aus der Küche zu probieren. Farben und Aromen sind das Konzept von Tanja Grandits. Jeder Gang hat eine Farbe, wohlgemerkt in zig Nuancen. Und immer gibt es einen Hauptdarsteller, in unterschiedlichen Texturen und Zubereitungen. Und so beginnt es auch bei uns mit Gelb, wird dann Rot, gefolgt von Brauntönen und Grün, um beim Dessert mit Weiß zu enden. Tolle Aromatik, wundervolle Arrangements fürs Auge, perfekte Weinempfehlungen vom Mâitre und die angenehme Atmosphäre des Lokals – kein Wunder, dass dies alles zwei Sterne wert ist.

 

Ob Auszeichnungen wichtig sind, fragen wir Tanja Grandits später, wieder zurück in der Küche. „Nein, nicht wirklich. Natürlich macht es stolz, denn ich bin ja schließlich ehrgeizig. Aber es war nicht das erklärte Ziel, die Sterne zu erreichen. Ich glaube vielmehr, dass sie das Ergebnis eines konsequenten Weges sind“, antwortet sie. Und einen Weg verfolgt sie zweifelsohne. „Ich will zufrieden sein können, mit dem was und wie ich es tue. Dafür muss man bei sich sein, in sich ruhen und zu sich stehen“, sagt sie. Und Tanja Grandits ist absolut glaubwürdig, wie sie das sagt. Man spürt und sieht es.

 

Zum Schluss machen wir noch einen Abstecher in den Shop, der von Stefanie Rappe geführt wird.

Hier werden neben ausgesuchten Fremdprodukten vor allem eigene Kreationen verkauft, die es auch im Online-Shop gibt. „Manchmal kommen hier Leute aus der Nachbarschaft vorbei, um sich mit Fleisch oder Fisch zu versorgen“, hat uns zuvor schon Marco Böhler erzählt. Die werden dann nicht nur mit dem Besten aus der Kühlkammer versorgt, sondern bekommen auch noch Zubereitungstipps mit dazu. Natürlich kaufen auch wir ein – man kann gar nicht anders, angesichts der schönen Präsentation und der köstlichen Verführer, die hier zu finden sind. Auch Tanja Grandits ist mitgekommen in den Shop. Ja, das Sortiment soll kontinuierlich ausgebaut werden. „Mit Spitzengastronomie alleine wird man nicht reich“, sagt sie ohne Koketterie oder Klage. Vielmehr liebt sie es, breit aufgestellt zu sein, Vieles zu machen – aber immer in bester Qualität und mit Herz.

Für uns ist es Zeit, nach Hause zu fahren. Tanja umarmt uns herzlich, bietet uns zum Abschied noch das Du an und gibt uns das sichere Gefühl, dass sie keine Sekunde bedauert hat, für uns auf Sofa und Kuscheldecke verzichtet zu haben. Wir schätzen das sehr und werden bestimmt bald wiederkommen – dann aber nur zum Essen.

 

Mehr über Tanja Grandits unter:
www.tanjagrandits.ch

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