Fritz Hansen
Zu Besuch beim Grossmeister
Jack, unser Guide, empfängt uns mit einem breiten Grinsen, offenen Armen und einem sehr herzlichen „Welcome to the Republic“. Und auch wenn das Headquarter von Fritz Hansen „nur“ ein eher schlichtes, wenn auch architektonisch brillantes Gebäude ist, so hat man gleich das Gefühl, dass hier ein besonderer Ort ist.
Dieses Gefühl sollte sich im Laufe des Tages mehrfach bestätigen. Seit 1899 ist das Unternehmen hier an diesem Standort. Die Produktion ist mittlerweile ausgelagert und so bleibt viel Raum, um die unglaubliche Vielfalt an Designklassikern entsprechend zu präsentieren. Eine ganze Halle (und es ist keine kleine) widmet Fritz Hansen seiner Geschichte, der Philosophie des Unternehmens und natürlich seinen Produkten. Es gibt vier Zonen, Legacy, Craft, Now und Idea, in denen die verschiedenen Themen aufgearbeitet sind. Und natürlich eine lange Wand samt Ausstellungsfläche, an der die Geschichte präsentiert wird.
Hier erfährt man von den glücklichen Umständen, die Arne Jacobsen statt Paul Kjaerholm zum bevorzugten Gestalter werden ließen. Man durchlebt die Geschichte der unterschiedlichen Techniken, von den Bugholzstühlen über die Stahlobjekte bis zu den Plastic Chairs. Und man bekommt Einblick in die unglaubliche Schaffenskraft des Unternehmens in den beinahe 150 Jahren seit Bestehen.
Zurück zu den vier Ausstellungsbereichen. IDEA erzählt von der ewigen Suche nach Schönheit bzw. der Frage, was denn Schönheit ausmacht. Die Antwort bleibt offen. Aber der Anspruch von Fritz Hansen ist kein geringerer, als mit seinen Möbeln jeden Raum schöner zu machen und die Lebensqualität zu verbessern. Als „playground“ wird dieser Bereich bezeichnet, wo Inspiration gefunden werden soll, wo Neues entdeckt werden kann und wo Formen, Farben und Materialien entdeckt werden können. Davon gibt es übrigens reichlich an den vielen Wänden. Und hier demonstriert uns Jack, was die Schichtholz-Schale eines Stuhls Serie 7 so aushält.
CRAFT zeigt das unglaubliche Handwerk, das in jedem Stück steckt. Man kann Hans über die Schulter schauen, wie er einen Egg Chair mit feinstem Leder überzieht, das er mit rund 1.000 Stichen makellos verarbeitet. Man sieht den Umgang mit Materialkombinationen, mit Farben und einen Ausschnitt aus den zahlreichen Entwicklungen, mit denen die Möbel zusammengehalten werden.
Die DNA von Fritz Hansen, die Wertewelt und die Gedanken zur Zukunft werden in LEGACY beschrieben. Da war anfangs die Zusammenarbeit mit Kaare Klint, Paul Kjaerholm oder Hans Wegner. Dann kam natürlich Arne Jacobsen und später Verner Panton, Kaspar Salto und Jaime Hayon. Vor allem aber war es der bis heute gültige Anspruch, bestes Handwerk mit industrieller Unterstützung zu fertigen.
IDEA ist selbsterklärend. Hier wird in die Zukunft geblickt, wird Kunst gezeigt – wie derzeit die 50 vom dänischen Künstler Tal R gestalteten Egg Chairs – und wird die Light Years Kollektion gezeigt, die jüngst erworbene Leuchtenserie von Fritz Hansen.
Man könnte tagelang hier verweilen. Wir müssen nach einem feinen Mittagessen im Werksrestaurant und einem Rundgang durch den Bürotrakt leider schon wieder weiter. Was bleibt? Die Gewissheit, dass wohl kaum ein Unternehmen über eine so lange Zeit das dänische Design geprägt und gefördert hat wie Fritz Hansen. Dass man Designklassiker gekonnt fit für die Zukunft machen kann. Dass schöne Möbel und erstklassige Architektur prima zusammenpassen. Und dass Jack ein exzellenter Botschafter für dieses tolle Unternehmen ist.