Sebastian Herkner

Sebastian Herkner

Er hat Produktgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main studiert. Bereits während seines Studiums absolvierte er ein Praktikum bei Stella McCartney in London. 2006 gründete er sein eigenes Studio in Offenbach. Heute arbeitet er für internationale Top-Marken. Und seine Entwürfe wurden mit mehreren Designpreisen ausgezeichnet. Sebastian Herkner ist angekommen.

 

Warum gerade Offenbach am Main?

 

Ganz einfach.

 

Weil hier Handwerk eine lange Tradition hat. Und Handwerk fasziniert und begleitet Sebastian Herkner sein ganzes Leben. Ob im Atelier von Stella McCartney, auf Märkten und in kleinen Handwerksbetrieben oder auf Reisen – Herkner ist ein Jäger und Sammler, der Eindrücke, Objekte und Erinnerungen in sein Repertoire aufnimmt, um daraus überraschende und sehr überzeugende Entwürfe zu machen.

 

„Ich mag echte Materialien, wenn man noch sehen, riechen und hören kann, wie ein Objekt gefertigt wird“, hat Sebastian Herkner in einem Interview für Raum und Wohnen einmal gesagt. Und diese Aussage beschreibt sehr exakt seinen ganzheitlichen Ansatz. Herkner ist kein Designer, der einen Entwurf übergibt und sich dann erst wieder das fertige Objekt ansieht. Er will wissen, wie produziert wird und wo. Dafür setzt er sich gerne ins Auto und schaut sich den Produktionsbetrieb seiner Partner an. Oder sucht selbst einen. So geschehen beispielsweise für einen seiner größten Erfolge, den „Bell Table“.  Um die perfekte Herstellung des Tischfußes aus Glas zu gewährleisten, wurde die bayrische Glasbläserei von Poschinger ausgewählt, wo die aufwändigen Glasteile mundgeblasen erzeugt werden. Und Sebastian Herkner war selbst vor Ort im Bayrischen Wald, um sich ein Bild von der komplexen und anspruchsvollen Produktion zu machen.  

 

Wer eine solche Klaviatur an Materialien beherrschen will, der muss sich die Zeit nehmen, ein jedes kennenzulernen und zu verstehen. 

 

Der gekonnte Umgang mit unterschiedlichen Materialien ist eine der großen Stärken von Sebastian Herkner. Dabei übersetzt und interpretiert er verschiedene gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge und kombiniert sie geschickt und mit sicherer Hand zu neuen Konzepten und Objekten. So hat er etwa Papierschnüre, die er in Barcelona als Henkel für Tragtaschen entdeckte, für die Bespannung von Sitzmöbeln verwendet. Oder er beschäftigt sich mit der Flechttechnik afrikanischer Frauen, die er bei einem Besuch in Simbabwe kennenlernte. „Mir geht es darum, das kulturelle Gut zu bewahren“, hat Herkner einmal gesagt. Und er meint damit, dass man wieder mehr über Materialität nachdenken muss, über die Wertbeständigkeit und die Lebensdauer von Produkten. Da könne sich auch die Designwelt nicht aus ihrer Verantwortung schleichen.   

 

Und so ist Sebastian Herkner einerseits ein Bewahrer, wenn es um gute Tradition und Werte geht. Andererseits überschreitet er mit seinen Entwürfen Grenzen, sucht neue Perspektiven und interpretiert Gewohntes neu.  Sein Tisch „Bell“ ist dafür ein gutes Beispiel, stellt er doch die gelernte Welt quasi auf den Kopf. Das Glas, das normalerweise für die Tischplatte verwendet wird, mutiert er zum tragenden Element, während die fragile Platte durch massives Messing ersetzt wird.  Er will mit solchen Konzepten aber nicht provozieren, sondern anregen, inspirieren und Sichtweisen verändern. 

 

Seinen Weg hat Herkner konsequent verfolgt, ohne aber verbissen eine Karriere zu planen. Er hat bereits früh Netzwerke geknüpft, sich in Mailand und bei vielen anderen Gelegenheiten mit seinen Ideen im Rahmen von Nachwuchsforen und Wettbewerben präsentiert und damit die Aufmerksamkeit von großen Marken auf sich gezogen. Heute arbeitet er für Moroso, Dedon, ClassiCon, Schramm, &tradtion oder Pulpo. 

 

 

Es ist wichtig, das Handwerk zu bewahren. Sonst kann das Besondere irgendwann von niemandem mehr gefertigt werden.

 

Die Arbeiten von Sebastian Herkner sind sehr vielseitig. Sie unterliegen keinen Trends, sondern haben als Grundlage immer die Verbindung von guter Tradition mit den Möglichkeiten moderner Technik. Die Matterialpalette reicht von Holz über Glas und Metall bis zu Stoff und Papier. Und sie verarbeitet er mit viel Liebe für Details in Möbel und Leuchten, Porzellan und Glasobjekte.

Hiefür wurde der 1981 in Bad Mergentheim geborene Herkner bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 

2010 erhielt er für seinen „Bell Table“ den Red Dot Design Award. 2011 bekam er den Nachwuchspreis des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland, 2015 wurde er von Elle Décoration zum besten internationalen Newcomer gekürt. Und 2016 wurde er von der IMM Köln eingeladen, „Das Haus – Interiors on Stage“ zu kuratieren.

 

Herkner gestaltete daraus aber nicht nur ein Designportät, sondern einen Entwurf, wie man sich die eigene Welt erschaffen kann, seiner Persönlichkeit Ausdruck verleihen und sich so Heimat und Identität schaffen kann. Wobei er bewusst keine Trends aufgreifen oder zeigen wollte, denn Trends sind nicht seine Sache. „Ein Produkt braucht eine Ausstrahlung, eine gewisse Persönlichkeit“, sagt Sebastian Herkner. Und dabei sind Trends oft hinderlich bzw. ein Gegenentwurf.

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